An einem wunderbaren Herbstnachmittag machten wir uns aus Aachen auf den Weg Richtung Köln. Die Rucksäcke waren gepackt für ein kaltes, aber schönes, Wochenende und ich war sehr entspannt, da ich dieses Mal „nur“ als Teilnehmer auf eine Fahrt mit unserem Stamm ging. Die Stimmung war gut, der Reihe nach stiegen die Stammesbrüder zu. In Köln wechselten wir in die Bimmelbahn nach Bonn und versuchten Lucas, einem der beiden Organisatoren, bereits erste Details der Fahrt zu entlocken. Er lies sich nicht sonderlich in die Karten schauen.
In Bonn angekommen trafen wir Maxi, den zweiten Organisator, und fuhren per Straßenbahn weiter, um nach 7 Stationen festzustellen, dass wir in die falsche Richtung unterwegs waren. Also ausgestiegen, den Bahnsteig gewechselt und jetzt die richtige Bahn. Die leicht spöttischen Kommentare bezüglich seiner Orientierung steckte er mit einem Lächeln locker weg.
Am Ziel angekommen ging es auch gleich los: Das Siebengebirge erwartete uns mit einem steilen Anstieg, um erst mal auf die richtige Höhe des Rheinsteigs zu kommen. Mittlerweile war es fast komplett dunkel geworden, weshalb wir uns im Schein weniger Fackeln bewegen mussten. Der Weg war steinig und durch das Herbstlaub waren die Steine rutschig – man musste gut aufpassen wo man hintrat. Nach einigen Stunden der Wanderung durch leicht bewaldetes Gebiet sahen wir aus der Ferne eine Autobahn. Meine Skepsis bezüglich einer adäquaten Schlafstelle fernab der Zivilisation (und besonders der lauten Autobahn) wurde jedoch ausgeräumt, da das Gebiet immer bewaldeter wurde und wir einen See fanden. „Hier muss es irgendwo sein“ prophezeite Maxi. Wir stolperten vorwärts und hielten Ausschau nach einem zweiten See. Nach einiger Zeit fanden wir besagten See:
ein kleiner Pfad führte den Berg hinauf, in sehr dicht bewaldetes Gebiet. Zwischen den Bäumen war es sehr dunkel, umgestürzte Bäume versperrten uns den Weg. Auch durch unsere Rucksäcke war es für uns relativ schwierig hier hindurch zu kommen. Hier bestand der Boden ebenfalls aus glitschigem Gestein und man musste höllisch aufpassen um nicht auszurutschen.
Plötzlich standen wir vor einem Abhang, der, kaum sichtbar ohne Fackel, direkt runter zu einem weiteren See führte. Wir hatten ihn gefunden. Rechts an der Abhangskante entlang setzten wir vorsichtig Fuß vor Fuß, bis wir an einer kleinen Höhle ankamen, in der wir unser Nachtquartier aufschlugen. Die Böschung unmittelbar vor der Höhle war allerdings so dermaßen steil, dass es schwierig war hineinzukommen, und noch schwieriger wieder zurück auf den Weg zu finden.
Nachdem wir die Höhle zugehangen und gegessen hatten, führten wir noch einige Gespräche, bevor wir erschöpft einer nach dem anderen einschliefen.
Der neue Tag brachte direkt eine Überraschung: als ich aus der Höhle trat stellte ich fest, dass sich der See tatsächlich direkt unterhalb meiner Position befand. So nah war mir das am Vorabend, wegen der Dunkelheit, gar nicht vorgekommen. Der steinige Boden war allerdings nicht minder glitschig als am Vorabend, und so verlor ich, als ich runter zum See klettern wollte, den Halt und wäre um ein Haar in besagten See gefallen. Das harte Seeufer „fing“ mich auf. Einige von uns kletterten noch ein wenig durchs Gebirge und inspizierten einen alten Querschacht, der wohl mal der Ausgangsschacht für den Zinkerzbau gewesen sein muss.
Nach dem üppigen Frühstück (samt Kaffee und Rührei), verließen wir die Höhle so ordentlich wie wir sie vorgefunden hatten und setzten uns zum Ziel die Steilwand, die am anderen Ufer des Sees lag, zu erklimmen, um von oben einen besseren Ausblick zu haben. Es dauerte zwar seine Zeit, jedoch waren wir irgendwann an einem Aussichtspunkt, von dem man wirklich weit ins Bonner Umland blicken konnte – der See lag direkt unter uns, und die Höhle war leider von Bäumen verdeckt. Zum Glück sahen wir die Autobahn vom Vorabend den Rest des Wochenendes nicht mehr wieder.
Für den Tag war ein gutes Wegstück geplant. Mit einigen fröhlichen Liedern auf den Lippen („Die Reiter ziehn“) stiegen wir von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Als wir ein efeubewachsenes Haus am Wegesrand entdeckten konnten wir, nach einigem Klingeln und nettem Fragen, unsere Trinkflaschen am Gartenschlauch auffüllen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie lecker Wasser schmecken kann.
Etwa eine halbe Stunde später fanden wir einen kleinen Bach, den wir nutzten, um uns etwas zu erfrischen. Der nächste Höhepunkt folge bald: an der Klosterruine Heisterbach machten wir eine Mittagspause, mit einem kleinen Mittagsmahl vor herrlicher Kulisse.
Ein frisch verheiratetes Paar störte unsere verdiente Ruhepause mit einem Fotoshooting im Hochzeitsgewand, weshalb wir uns wieder auf den Weg machten. Immerhin konnten wir noch einen Schnappschuss vor der zu den Eheleuten gehörigen Limousine ergattern.
Gut gestärkt ging es noch ein ganzes Stück weiter des Weges, bis wir an den Fuß des Petersberges kamen. Der Aufstieg bis zum 336 Meter hoch gelegenen Gipfel gestaltete sich mehr als schwierig, doch oben angekommen wurden wir für die Plackerei mehr als entlohnt, denn die Aussicht war gigantisch! Die Sonne stand an diesem Nachmittag perfekt und wir genossen das kurzweilige Sonnenbad beim auf-der-Mauer-sitzen.
Beim Abstieg in Richtung Drachenfels fing es langsam an zu dämmern, und so entschieden wir uns, anstatt noch den Drachenfels hochzukraxeln, direkt zu unserem Lagerplatz für die Nacht aufzubrechen. Dieser war nicht mehr allzu weit entfernt.
Am Lagerplatz angekommen staunten wir nicht schlecht, denn es handelte sich dabei um eine kreisförmige Einbuchtung in den Fels, die wohl früher mal ein Steinbruch gewesen war. Die eine Hälfte von
uns machte sich auf den Weg in ein nahe gelegenes Dorf, um unser Abendessen zu besorgen, während die anderen sich um ein passables Feuer kümmerten und die Hütte für die Nacht vorbereiteten. Wir
hatten Glück und fanden auf Anhieb einige umgestürzte Bäume.
Jetzt wurde es schnell dunkel, und im Schein des Feuers, sowie einiger Kerzen, die wir auf den Tischen aufgestellt hatten, warteten wir auf die andere Hälfte unserer Gruppe. Als diese wiederkamen hatten sie alles Nötige eingekauft. Zusätzlich hatten sie einem, mit seinem Bus liegengebliebenen, Kartoffelverkäufer geholfen seinen Wagen zu einer Tankstelle zu schieben. Dafür hatte er uns einige seiner erlesensten Fruchtsäfte geschenkt, sowie unsere „Einkäufer“ ein gutes Stück des Weges wieder mit zurückgenommen. Ein gutes Geschäft!
Zu Abend gab es neben leckeren Gnocchi und Tschai noch eine tiefer gehende Gesprächsrunde am Feuer. Die Gnocchi „würzte“ Lucas etwas tollpatschig mit Fackel-Aroma, doch größeren Schaden konnten wir abwenden. Später sangen wir unsere Lieder und spielten, zumindest kurz, eine Partie Werwolf. Die Hütte war sehr zugig, weshalb es auch nicht sonderlich half Hichmo als eine Art Zugluftdackel (die, die bei Oma vor der Tür liegen) in eine der zahlreichen Ritzen an der Hüttenwand zu stopfen (während er schlief natürlich).
Morgens gab es Frühstück unter freiem blauem Himmel, und danach dauerte es einige Zeit bis wir die Bänke und Tische wachsfrei gekratzt hatten. Per Bus ging es vom nahe gelegenen Ort bis nach Königswinter (nicht davor und nicht dahinter). Auf der Busfahrt wurden wir von einer übel gelaunten Frau beschimpft, die mich durch meine Nachfrage beim Busfahrer (wie viele Stationen es bis nach Königswinter wären) dafür verantwortlich machte, das sie wohl den Zug verpassen würde. Sie verpasste tatsächlich den Zug und war darüber äußerst ungehalten.
Von Königswinter ging es zurück nach Aachen, und auf der Zugfahrt lernten wir noch einige weitere Wander-begeisterte Leute kennen, die sehr interessiert waren wie wir das Wochenende verbracht hatten.
Mein Fazit ist, dass es eine sehr schöne Herbstfahrt war, sehr gut vorbereitet, mit zwei wirklich tollen Schlafplätzen (einer Höhle und einem ehemaligen Steinbruch), einigen sehr guten und
persönlichen Gesprächen sowie einer ganzen Menge Scherzen und lustigen Erlebnissen. Danke an Lucas und Maxi! Siebengebirge, wir kommen wieder!
Bericht von: Basti
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