Wochenlang hatten wir uns gefreut, vorbereitet und geplant: und heute sollte es endlich losgehen – unser erstes großes Lager mit dem DPB Mosaik und einigen anderen Bünden im DPV Lager. Unser
Materialtaxi, das von Carsten gefahren wurde, startete wie unser Bus ab Köln-Deutz, was bedeutete, dass wir unser Material bis dorthin bringen mussten. Gut, das der Streik der GDL pünktlich
vorbei war. Vollbepackt warteten wir auf dem Bahnsteig und stellten etwas wirklich außergewöhnliches fest: unser Zug hatte 40 Minuten Verspätung. Unserer Laune tat das natürlich keinen Abbruch.
Als der Zug dann endlich da waren mussten wir uns jedoch ziemlich hineinzwängen, da es statt der normalen 3 Waggons dieses Mal nur einer war.
In Deutz angekommen schleppten wir unser Material in Richtung Bushaltestelle und trafen unsere anderen Stammesmitglieder (Crissy, Joe, Carsten, Max Knife), die bereits gut gelaunt und mit allerlei Musikinstrumenten im Schlepptau auf uns warteten.
Statt wie geplant mit den Stämmen unseres Ringes in einem Bus zu sitzen wurde umgeplant. Wir teilten uns mit dem Stamm Hellas aus dem Ring Köln einen Bus. Und dann ging es auch schon los auf die fünf stündige Fahrt Richtung Adelsdorf. Wir hatten die Gitarren dabei, sangen das ein oder andere Liedchen und lernten uns kennen. Nichtsdestotrotz dauerte die Fahrt natürlich sehr lange und nach einer stressigen Woche waren die Kraftreserven an diesem Freitagabend etwas angekratzt. Übel stieß auch auf, dass man mittlerweile wirklich an jeder Raststätte dafür bezahlen muss eine saubere Toilette aufzufinden.
Gegen 24 Uhr kamen wir dann im fränkischen Adelsdorf an. Wir hielten quasi mitten in einem dunklen Wald, entzündeten eine Fackel und machten uns in einem langen Tross von Leuten in Richtung Lagerplatz auf. Die Wegbeschreibung war eigentlich relativ klar formuliert worden: „Folgt diesem Trampelpfad bis ihr an einen geteerten Weg kommt. Dann geht ihr links und seid da.“ Wir wanderten etwa 10 Minuten, als eine Weggabelung für Unruhe sorgte und die ersten Leute aus unserer Schar diese für die richtige hielten. Stammesmitglied Joe konnte die Sache mit einem lockeren Spruch relativ schnell beruhigen: „Ich bin zwar kein Geologe, aber der Weg ist nicht geteert.“. Schon wenige Minuten später fanden wir den richtigen Pfad, der uns auf den Lagerplatz geleiten sollte. Dabei musste man aufpassen genau auf dem Weg zu bleiben, da rechts und links davon Karpfenteiche angelegt waren. Karpfen selbst konnten wir natürlich nicht entdecken, stattdessen aber das gigantischste Frosch- oder Krötenkonzert, das ich jemals vernommen habe – wir stellten die Theorie auf, das es gar kein Wasser ist, was dort so dunkel glänzend in den Teichen knapp unter uns war, sondern eine pulsierende Masse, die nur aus Fröschen bestand. Der abnehmende Mond stand sehr tief am Himmel und leuchtete in einem dunklen orange, es war eine wirklich besondere Stimmung.
(das Bild ist erst am nächsten Morgen entstanden)
Als wir auf dem Lagerplatz ankamen hatte ich kurzzeitig ein piepsen im Ohr ob der Lautstärke des Froschkonzerts. Auf der „Hauptstraße“ des Lagerplatzes gab es eine Reihe von Laternen, die aufgehangen waren. Die oberste Lagermaxime wurde uns noch mit auf den Weg gegeben: „Taschenlampen oder Handylicht benutzen steht unter Strafe“. Das freute uns ein wenig, da wir darauf achten uns auf das Licht von Fackeln, Kerzen und Öllampen zu beschränken.
Wir folgten der Lagerstraße uns stießen bald auf die große Jurtenburg des Ring Bergischen Landes. Carsten, der mit unserem Material bereits vorgefahren war, entdeckten wir dabei wie er gerade unsere Kohte fertig geknüpft hatte. Es war ein wirklich freudiges Wiedersehen. Für die Kohte hatten wir den wahrscheinlich besten Platz bekommen – unmittelbar neben der Jurtenburg. Wir stellten die Kohte auf und räumten unsere Sachen ein. Peu á peu trudelten die übrigen Stämme aus dem Bergischen Land ein und es war ein frohes Wiedersehen. Etwa um halb 3 Uhr morgens hauten wir uns aufs Ohr.
Es gelang mir relativ leicht wach zu werden, da Carsten mich „liebevoll“ dazu aufforderte wach zu werden. Wecken war um 7 Uhr, bereits vorher mussten aber Max Knife und Carsten aufstehen. Max bekam eine Hygieneunterweisung, die um 6 Uhr morgens stattfand und ihn dazu bevollmächtigte Essen auszugeben; Carsten half ab halb 7 die Essenssachen zur Ausgabestelle zu schaffen. In unserer Kohte war es relativ eng – und mit relativ eng meine ich verdammt eng. Wir waren zu 6t und unser gesamtes Material war ebenfalls zum Schutz vor Regen bei uns untergebracht. Besonders stolz waren wir auf unser Stammesbanner, das wir zum ersten Mal präsentieren konnten und gleich an einer Bannerstange befestigten. In unserem Unterlager waren wir vom Ring Bergischen Land, mit noch zwei anderen Bünden zusammen. Das Unterlager trug den Namen Os_Capitatum. Nach dem reichhaltigen Frühstück (Brötchen und Kaffee!) kamen wir zum ersten Programmpunkt: die große Eröffnungsrunde.
3.500 Pfadfinder versammelt an einem Ort zu sehen ist wirklich eine beeindruckende Angelegenheit. Auf der Bühne wurden verschiedene Reden gehalten, und die Rede des bayrischen Staatsinnenministers ist mir hier besonders im Gedächtnis geblieben. Nach dem Singen einiger Lieder („Heute hier morgen dort“) sowie einer gemeinsamen Tanzeinlage ging es an den ersten wirklichen Programmpunkt: Gruppen treffen Gruppen.
Leider hatten wir uns im Vorfeld dazu nicht angemeldet, weshalb wir die freie Zeit nutzten, um einen Stand für unseren Beitrag zum Jahrmarkt am Montag zu bauen. Diesen nutzten wir dann später auch als Ort um unsere Materialien aus der Kohte auszulagern, damit wir nicht noch eine Nacht auf Kisten und Schuhen schlafen mussten. Baumeister Max Knife zimmerte den Stand zusammen, was ihm so viel Spaß bereitete, das er auch noch das anschließende Geländespiel verpasste. Leerlauf gab es jedenfalls keinen, bei einem Lager dieser Größe gibt es eigentlich immer etwas zu tun.
Nachdem wir unsere Lunchpakete gesnackt hatten gab es Nachmittags das große Geländespiel: „Die drei Wege“. Vorbereitet wurde das von unseren Freunden vom Stamm Roten Milan, Armin und Florian. Ca. 300 Leute folgten dem Aufruf und so zogen wir zum vorgesehenen Gelände in einem langgezogenen Tross. Das Gelände war aus organisatorischen Gründen etwa 1 Stunde vom Lagerplatz entfernt. Wir vom Stamm Monte Veritá („Montis“) gingen als letzte, um dafür zu sorgen dass kein Wölfling und kein Pfadi verloren gingen. Ich trug das schwere Schild des Spiels, weshalb mir heute der Arm noch weh tut!
Nachdem wir unzählig viele Teiche passiert hatten kamen wir am Gelände an. Hier durften die Teilnehmer als erstes im „Zauberwald“ ausgestreute Zahnstocher sammeln. Diese Zahnstocher konnten sie
am „Handelsstand“ gegen Wasserbomben eintauschen. Ziel des Spiels war es diese Wasserbomben über einen der drei Wege zu transportieren und am Zielort zu sammeln. Die Gruppe mit den meisten
Wasserbomben gewann das Spiel. Hicham, Crissy und Joe waren am ersten Weg, dem „Düsterwald“ eingeteilt, um als Störtrupp mit den Jungs vom Stamm Draconis dafür zu sorgen, dass es schwierig ist
den „Düsterwald“ samt Wasserbomben zu passieren.
Carsten und ich, „das Wildschwein“, bildeten zusammen mit unserem stellvertretenden Ringführer Johannes, „der menschliche Affe“, den ersten Posten auf dem Weg des Kriegers. Um uns zu passieren mussten die Gruppen gegeneinander, oder gegen uns Ringen, bevor wir sie weiter zum Bogenschießen gehen ließen. Letztlich war es ein großer Spaß, und wir wurden ein ums andere Mal besiegt. Zum Abschluss des Geländespiels gab es noch einen entscheidenden Ringkampf, der eigentlich nichts mit dem Geländespiel zu tun hatte: Stamm Monte Veritá gegen den Stamm Rheinfranken. Wir konnten uns überzeugend durchsetzen, wären als faire Sportsfrauen und –männer zu einer Revanche Allzeit bereit!
Das Geländespiel war ein großer Spaß und verlangte uns allen einiges ab. Auf dem Rückweg wählten wir einen etwas kürzeren Weg, bei dem man allerdings über den ein oder anderen Wassergraben
springen musste. Das gelang den meisten mit Bravour – nur der selbstlose Einsatz von Crissy sollte nicht ohne Folgen bleiben. Als sie einigen Wölflingen half rüberzukommen rutschte sie ab und
stand mit einem Bein im Wassergraben, und sank tief in den matschigen Boden ein. Wir konnten sie bergen, jedoch war sie für das Lager fortan als „klumpi“ bekannt.
Zurück auf dem Lagerplatz gab es Essen. Da es etwas unübersichtlich gewesen wäre im großen Kreis zu Essen wurden wir in kleinere Kreise aufgeteilt
und unseres Alters entsprechend landeten wir in der Rentnergruppe. Die Zeit bis wir dran waren verkürzten wir uns mit dem „Pfefferminzbonbon“-Spiel (von wegen Rentner!), wobei wir da im
Stammesvergleich eher schlecht abschnitten. Es gab Erbsensuppe mit Brot, obwohl Spaghetti Bolognese angekündigt waren. Trotzdem: an der Essensausgabe herrschte hervorragende Laune, besonders bei
den Ausgebenden und die Suppe schmeckte wirklich ausgezeichnet.
Am Abend gab es dann noch den Programmpunkt „Lichtermeer“. Mit einem Windlicht in jeder Hand sollten wir pro Unterlager eine Choreographie einstudieren und diese dann zusammen mit allen anderen Unterlagern im großen Kreis aufführen. Schon bei den Proben machte das ganze ziemlichen Spaß, und je dunkler es wurde, desto besser sah die Choreographie dann auch aus. Im großen Kreis mit 3.500 Pfadfindern wurden die Choreographien dann aufgeführt.
Man merkte schnell durch die unterschiedlichen Herangehensweisen, das auf dem DPV Lager viele verschiedene Bünde versammelt waren: ein Lager setzte eher einige wenige Feuerspucker in Szene, ein
weiteres lalala-te die Melodie eines bekannten Pfadfinderliedes und ging eine lange Zeit im Kreis, und das Lager Südfrüchte setzte eher darauf die Namen verschiedener Früchte zu brüllen. Wir
beschränkten uns auf ein Zischen, den Einsatz von Wunderkerzen und dem Hoch- und Runtergehen unserer Flammen. Insgesamt war es ein sehr stimmungsvolles Ereignis hunderte von Flammen in der
Dunkelheit tanzen zu sehen.
Anschließend starteten die Singerunden der verschiedenen Unterlager. In unserer Jurtenburg herrschte eine ausgelassene Stimmung und es wurde bis tief in die Nacht gesungen. Man konnte den Leuten anmerken, dass das Lagergefühl sie wirklich gepackt hatte.
Das Aufstehen fiel uns schon schwerer. Die Nacht war wiedermal zu kurz, um Punkt 7 Uhr war wecken angesetzt. Nach einer gehörigen Portion kaltem Wasser ins Gesicht und einer Tasse Kaffee waren wir allerdings wieder so richtig wach. Nach dem Frühstück ging es direkt in die Workshops – dafür sollte jeder Stamm einen Workshop vorbereiten zu dem sich die Teilnehmer des Lagers anmelden konnten. Für unseren Stamm bereitete ich den Workshop zum Thema „Medienmanipulation und Medienkritik“ vor. Da es nicht geklappt hatte diesen im Lagerheft anzukündigen setzten wir von Crissy beschriftete Bettlaken ein und hingen diese an der Jurtenburg auf. Die gezielt provokant formulierten Schlagworte wie „Lügenpresse“ verfehlten ihr Ziel nicht und sorgten für einige Diskussionen und so schaffte ich es mit ein wenig Überredungskunst 9 Teilnehmer für den Workshop zusammenzubekommen. Nach einer kurzen Einleitung und Diskussion wurden die Teilnehmer in 3er Gruppen aufgeteilt und hatten die Aufgabe einen möglichst objektiven Bericht über das Lager zu verfassen. Dafür durften sie herumlaufen und sich eine „Story“ suchen. Als sie wieder zurück waren fingen wir an die Berichte zu manipulieren und in tendenzielle Berichte zu verwandeln. Die wirklich außerordentlich guten und sehr lustigen Ergebnisse beeindruckten mich sehr – da waren einige sehr talentierte potentielle Journalisten dabei. Anschließend bekam noch jede Gruppe die Aufgabe jeweils zwei Institute oder Stiftungen zu gründen, und zum Thema „Bubble Tea – Gut oder Schlecht“ ein gutes und ein schlechtes Forschungsergebnis zu präsentieren. Ziel war es zu erkennen, wie große Unternehmen es schaffen mittels finanzierten Studien die Endkonsumenten zu verwirren.
Die Institutssprecher setzten sich in einen Kreis und in die Mitte stellten wir einen Stuhl um Hicham als potentiellen Konsumenten zu verwirren. Die Experten der Institute wie „Europäisches Institut für Logistik und Marktwirtschaft“ sorgten dafür, dass es Hicham zum Schluss sehr schwer fiel sich für oder gegen den Kauf von Bubbletea zu entscheiden. Als Fazit erarbeiteten wir, dass man wachsam und kritisch sein muss, jedoch auch nicht hinter jedem Baum einen Teufel vermuten sollte.
Währenddessen waren Crissy und Carsten beim Workshop für Volkstänze, von dem sie sichtlich begeistert wiederkamen. Anschließend sollten sie bei Marius, unserem Freund aus dem Ring Köln, lernen wie man richtig massiert.
Der zweite Workshop am Nachmittag zum Thema Pressekritik war leider nicht gut genug besucht, deshalb legten wir diesen mit dem Workshop „Pfadfinder im weltpolitischen Kontext“ zusammen. Bei Kaffee und Kuchen hatten wir eine rege Diskussion, an der Vertreter mehrerer Bünde beteiligt waren.
Parallel zu den Workshops lief der offizielle Singewettstreit des Lagers, an dem sich auch einige Gruppen aus dem DPBM beteiligten. Es gab aber auch eine Jurte in der man Eis bekam, eine Traumfängerbastelstunde und viele andere Angebote.
Zum Abendessen gab es Wraps, die uns Crissy, Laurens und Merle natürlich nur gegen Vorlage unserer "Mc-Donalds-Kundenkarte" aushändigen wollten (die Scherzkekse!). In unserer jung gebliebenen „Rentneressensrunde“ spielten wir dieses Mal „Hühnchen auf der Stange“. Auch hier schnitten wir im Vergleich nicht sonderlich gut ab! Leider waren die Wraps quasi direkt alle. Satt wurden wir dank der exzellenten Organisation unserer Unterlagerküche natürlich trotzdem.
Am Abend fand ein offener Jurtenabend statt – man konnte also über das Lager laufen und andere Bünde kennenlernen. Das und die anstrengenden letzten Tage sorgten allerdings dafür, dass die
Singerunden nicht so gut wie am Vorabend besucht waren. Trotzdem schafften wir es in kleiner Runde in unserer Jurtenburg einen entspannten und schönen Abend zu verbringen. Unsere
Stammesmitglieder nutzten die Gelegenheit und besuchten andere Jurten und Bünde. Trotz oder vielleicht gerade wegen der sehr entspannten Stimmung wurde es auch dieses Mal wieder sehr
spät.
Wir mussten zweimal geweckt werden. Den ganzen Tag an der Sonne zu sein, ständig beschäftigt und auch mental gefordert zu werden ließ uns tiefer schlafen als gewöhnlich. Das Froschkonzert vom benachbarten Karpfenteich hörten wir längst nicht mehr. Heute war endlich der große Jahrmarktstag – wir hatten uns mehrere Wochen darauf vorbereitet und alles zusammen gebastelt. Im Morgenkreis gab es ein Schnick-Schnack-Schnuck Turnier, bei dem jeder gegen jeden antrat. Oberste Regel war: wer verliert ist raus, aber gleichzeitig glühender Fan von der Person gegen die man verloren hat. Und so bildeten sich immer größer werdende Trauben von Menschen, die die Namen der besten Schnick-Schnack-Schnuck Spieler skandierten („Jana! Jana!“).
Danach machten wir uns daran unseren Jahrmarktsstand auf dem großen Platz aufzubauen. Wir boten Zaubertränke an und hatten uns jeder ein anderes Kostüm und damit eine andere Rolle organisiert. So gab es Voodoo Priester, Alchimisten und Zauberer an einem Stand versammelt.
Wir beschrifteten unsere gesammelten Flaschen mit Namen wie „Veritá-Serum“, „Liebestrank“ und „Unsichtbarkeitselixier“, und bereiteten Phiolen zum Mitnehmen vor.
Leider musste Carsten uns danach schon vorzeitig verlassen, um am Dienstag rechtzeitig auf der Arbeit sein zu können. Es war ein schwerer Abschied und schweren Herzens trat er die Rückfahrt an.
Wir hatten gerade den Stand komplett fertig herausgeputzt
aufgebaut, als das bislang schöne Wetter durch einen Wolkenbruch mit Hagel unterbrochen wurde. Anfangs glaubten einige daran, dass es schnell vorrüber sein würde, leider entpuppte sich diese
Vermutung als zu optimistisch. Es regnete in Kübeln und unsere Etiketten, Plakate und andere Vorbereitungen waren dahin. Wir schafften es alle in unsere große Jurtenburg, durchnässt bis auf die
Unterhose.
Zum Glück brannte ein großes Feuer in der Mitte und es standen noch einige Feuerschalen herum, die schnell entzündet wurden. Es war brechend voll, alle scharten sich ums Feuer. Um die Stimmung aufzuheitern wurden Waffeln im Feuer gebacken und wir fingen langsam an zu trocknen. Mit einigen schönen Liedern, die jeder inbrünstig mitsang („Sonnenschein und schöne Feste“) war die Stimmung mit einem Mal wieder da.
Nach einigen Überlegungen verlagerten wir kurzerhand unsere Jahrmarktsstände in die Jurtenburg, holten alle Sachen unseres Standes rüber und improvisierten. Es war ein grandioser Erfolg! Unsere
Requisiten wie z.B. frisch von der Unterlagerküche zubereiteter Froschbabykükenschleim (zerkochte Taprioka-Perlen) taten ihr Übriges, und wir lieferten, begleitet von der „Quetschebüggel“ Musik
von Crissy, eine überragende Show ab. Besonders der „Is-mir-egaaaaal“-Trank, und der Liebestrank - bei dem man während des Trinkens die Augen schließen musste, damit die erste Person die man
wieder erblicken würde sich unsterblich in einen verliebte - gingen weg wie warme Semmeln. Mit Räucherkerzen sorgten wir für einen wunderbaren Duft. Leider mussten Crissy und Max Knife zum
Spüldienst, weshalb wir am Stand etwas unterbesetzt waren. Großartig Zeit das lecker gegrillte Essen und die dazugehörige große Salatauswahl zu genießen gab es somit leider
nicht.
Selbst als schon der nächste Programmpunkt, die Siegerehrung des Singewettstreits, lief war noch eine Traube von Wölflingen und Pfadis vor unserem Stand und wollten Tränke bekommen. Leider mussten wir das Programm dann einstellen, damit der Lagerbetrieb weitergehen konnte.
Es folgte auf die Siegerehrung ein Lauf um den Lagerplatz, bei dem man die anderen großen deutschen Pfadfinderverbände kennen lernen konnte, bis es zur Veranstaltung „Flammen der Zukunft“ ging. Auf dem Versammlungsplatz war eine riesige Skulptur aus Holz aufgebaut. Den ganzen Tag hatte man Zeit seine Wünsche auf Blätter zu schreiben, diese wurden dort mit der Skulptur verbrannt, während wir einige Lieder sangen („Schließ Aug und Ohr“). Noch lange Zeit waren Leute um das riesige abbrennende Feuer am Singen.
Aus organisatorischen Gründen legten wir unsere Jurtenburg für den Abend auf Eis und der Getränke- und Kuchenverkauf zog in die Jurtenburg „Kölner Dom“, der Ringe Köln und Kölner Bucht um. Dort fand den Abend über dann eine große Singerunde statt. Es wurde ein gelungener Abschlussabend, besonders für mich, da ich, sowie ein Pfadi von den Wildgänsen, ab 0 Uhr Geburtstag hatten und uns ein Ständchen gesungen wurde. Wir sangen und quatschten bis es wieder anfing zu dämmern und hauten uns noch für 2 Stündchen aufs Ohr.
Das Aufstehen ging besser als am Tag zuvor. Vielleicht weil der Abend zuvor so schön gewesen war. Nach dem Frühstück gab es eine Abschlussrunde in unserem Unterlager, bevor wir zur großen Abschlussrunde auf den Versammlungsplatz gingen, um denen zu applaudieren, die es sich verdient hatten und uns von allen gemeinsam zu verabschieden. Das Wetter war wieder schön.
Den Rest des Vormittags verbrachten wir damit die Jurtenburg abzubauen, das Material zu verladen und den Leuten auf Wiedersehen zu sagen, die wir kennen gelernt hatten. Auf dem Weg zum Bus gab es noch etwas Zeit Pläne für kommende Treffen und Aktionen zu schmieden, doch dann ging es samt dem Stamm Hellas aus dem Ring Köln wieder zurück in die Heimat.
Und hier dachte ich würde dieser Fahrtenbericht enden, weil wir alle wahrscheinlich im Bus schlafen würden. Doch weit gefehlt: wir legten in der 5 stündigen Busfahrt zurück die vielleicht beste
Singerunde des gesamten Lagers hin, und das obwohl wir wirklich verdammt erschöpft waren (siehe Foto!). Die Busfahrt wurde in eine einzige Feier verwandelt, bei der sich selbst der Busfahrer kaum
zurückhalten konnte („Habt ihr uch ene Quetsch dabeij? Dann kütt ens nach fürre un spillt mir jet!"). Mit Gitarren, Quetschebüggel und unseren bereits seit Tagen heiseren Stimmen sorgten wir
dafür, dass die Heimreise wie im Flug verging.
Ein tolles Wochenende verging wieder mal im (Aller-)handumdrehen. Es waren verdammt viele Menschen da – was bedeutete, dass man sich permanent in Gesprächen befand. Man konnte viele Freunde und Bekannte wiedertreffen und neue dazugewinnen. Der Workshop ist famos gelaufen, und wir haben das Ruder den Jahrmarkt betreffend nochmal rumgerissen. Für mich persönlich war es besonders, da es mein erster Geburtstag auf Fahrt war (was bedeutete, dass mir 27 mal an den Ohrläppchen gezogen werden musste, für jedes Lebensjahr also einmal) und ich dort mit einigen meiner besten Freunde feiern konnte, sowie ein großartiges Geschenk bekommen habe.
Generell wurden wir super nett empfangen, integriert und aufgenommen und ich muss wiedermal die ausgesprochen ausgelassene, entspannte Stimmung in unserem Bund und besonders im Ring loben! Montenegro, wir kommen!
basti
P.S. Vielen Dank an die tollen Fotos an Tim (Rheinfranken) und Ludwig (Roter Milan).
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